info@kanzlei-wulf.de

}

08:00 – 17:00 Uhr

MD: 0391 73746100

Ein aktueller Fall über Meinungsfreiheit im Arbeitsverhältnis

Wir beleuchten einen aktuellen arbeitsrechtlichen Fall, der die Grenzen der Meinungsfreiheit am Arbeitsplatz aufzeigt. Ein Straßenbahnfahrer der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wurde gekündigt, nachdem er in einer internen Facebook-Gruppe eine provokante Fotomontage geteilt hatte. Der Fall sorgt für Aufsehen und regt zu Diskussionen darüber an, inwieweit Äußerungen in sozialen Netzwerken arbeitsrechtliche Konsequenzen haben dürfen.

Hintergrund des Falls

In einer Facebook-Gruppe, die von BVG-Mitarbeitern genutzt wird und über 1.000 Mitglieder zählt, teilte ein Straßenbahnfahrer ein Bild mit drastischem Inhalt. Auf der Fotomontage war ein kniender Mann zu sehen, auf dessen Kopf eine Pistole gerichtet war – zusammen mit dem Logo der Deutschen Bahn und dem Schriftzug der Gewerkschaft ver.di. Der Titel des Posts: „VER.DI HÖRT DEN WARNSCHUSS NICHT!“

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Einige Kollegen fühlten sich bedroht und wandten sich an ihren Arbeitgeber. Die BVG reagierte prompt und sprach eine fristlose, hilfsweise ordentliche Kündigung aus, gegen die der Mitarbeiter vor das Arbeitsgericht Berlin zog.

Entscheidung des Arbeitsgerichts Berlin

Das Arbeitsgericht Berlin entschied am 7. Oktober 2024, dass die fristlose Kündigung nicht gerechtfertigt war. Die ordentliche Kündigung hingegen wurde bestätigt. Die Begründung: Der Post stellte eine konkrete Bedrohung für Gewerkschaftsmitglieder dar und störte den Betriebsfrieden erheblich. Die Meinungsfreiheit des Arbeitnehmers sei in diesem Fall eingeschränkt, da die Fotomontage die Grenzen zulässiger Meinungsäußerungen überschritt.

Die Außenwirkung der Gruppe

Obwohl die Facebook-Gruppe als „privat“ eingestuft wurde, erreicht sie mit über 1.000 Mitgliedern eine breite Öffentlichkeit, was den privaten Charakter relativiert. Das Gericht sah hierin eine Verletzung arbeitsvertraglicher Nebenpflichten, da die Reichweite des Beitrags über einen kleinen, geschlossenen Kreis hinausging.

Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses bis zur Kündigungsfrist

Das Arbeitsgericht gewährte dem Straßenbahnfahrer eine verlängerte Kündigungsfrist, damit er als alleinerziehender Vater von drei Kindern ausreichend Zeit hat, eine neue Anstellung zu finden. Dies zeigt, dass das Gericht in bestimmten Fällen eine individuelle Härte berücksichtigt.

Fazit: Meinungsfreiheit mit Grenzen

Dieser Fall verdeutlicht, dass Meinungsfreiheit am Arbeitsplatz Grenzen hat, insbesondere wenn Äußerungen als bedrohlich empfunden werden oder den Betriebsfrieden stören. Arbeitgeber sollten auf solche Vorfälle zeitnah reagieren und sorgfältig prüfen, ob eine Kündigung gerechtfertigt ist. Arbeitnehmer hingegen sollten sich der möglichen arbeitsrechtlichen Konsequenzen bewusst sein, die auch in vermeintlich „privaten“ Online-Foren entstehen können.

Mehr zu diesem Thema erfährst du in der aktuellen Folge unseres Podcasts „Einfach Recht“:

Der Podcast bietet dir spannende Einblicke und praxisnahe Tipps. Verpasse nicht die Chance, dein Wissen zu erweitern und bei diesem hochaktuellen Thema mitreden zu können!

Hast du Fragen zu diesem Thema oder benötigst rechtlichen Rat? Unser erfahrenes Team steht dir gerne zur Verfügung. Kontaktiere uns für eine individuelle Beratung!

Du erreichst uns unter info@kanzlei-wulf.de oder über Social Media – Instagram oder Facebook.

Erfahrungen & Bewertungen zu Rechtsanwaltskanzlei Wulf & Collegen