Die Fußball-Europameisterschaft der Männer begeistert die Nationen und sorgt für ein wahres Sommermärchen. Sie bietet eine willkommene Ablenkung von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der aktuellen Zeit. Während die Fans die Leichtigkeit des Moments genießen und den Spielern der deutschen Nationalmannschaft die Daumen drücken, verbirgt sich hinter der Euphorie des Fußballs eine spannende rechtliche Diskussion.
Ein rechtliches Problem beim Warm-Up?
Juristen, insbesondere Arbeitsrechtler, finden schnell einen Grund, um über rechtliche Fragen im Fußball zu fachsimpeln. Besonders interessant wird es, wenn das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau im Fußball aufkommt. Dieses Thema lässt sich nicht verdrängen und führt zu spannenden und oft kontroversen Diskussionen, insbesondere wenn weibliche Kolleginnen in die Debatte einsteigen.
Entgeltgleichheit im deutschen Profifußball
Der Frauenfußball in Deutschland leidet unter schlechteren Trainingsbedingungen, geringerer medizinischer Versorgung und ungünstigeren Anstoßzeiten im Vergleich zum Männerfußball. Doch der größte Unterschied liegt im Gehalt der Profispielerinnen. Während Spieler der Bundesliga im Durchschnitt etwa 1,5 Millionen Euro jährlich verdienen, liegt das Gehalt der Spielerinnen oft nur bei wenigen Tausend Euro im Jahr.
Gesetzliche Grundlagen: Das Entgelttransparenzgesetz
Das Entgelttransparenzgesetz, das 2017 in Kraft trat, zielt darauf ab, das Gebot des gleichen Entgelts für Frauen und Männer bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit durchzusetzen. Im Profifußball bedeutet dies, dass Spielerinnen theoretisch einen Anspruch auf gleiches Entgelt wie ihre männlichen Kollegen haben könnten, sofern sie als Arbeitnehmerinnen desselben Arbeitgebers angesehen werden.
Gleiche oder gleichwertige Arbeit?
Gleiche Arbeit liegt vor, wenn weibliche und männliche Beschäftigte identische Tätigkeiten ausüben. Aufgrund der Spielordnungen des DFB und der DFL gibt es jedoch eine Geschlechtertrennung im Spielbetrieb, die eine gegenseitige Ersetzbarkeit ausschließt. Bei der Bewertung der Gleichwertigkeit der Arbeit müssen Faktoren wie die Art der Arbeit und die Arbeitsbedingungen berücksichtigt werden.
Durchschnittliche Einkommen im Profifußball
Während Männerfußballspieler durch hohe Gehälter und zusätzliche Prämien gut verdienen, sind die Einkommen im Frauenfußball deutlich geringer. Beispielsweise hätten Spieler der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2021 für einen Titelgewinn 400.000 Euro pro Spieler erhalten. Dagegen lag die Prämie für Spielerinnen bei der Frauen-EM 2022 nur bei 60.000 Euro pro Spielerin.
Unmittelbare Entgeltbenachteiligung wegen des Geschlechts
Das Entgelttransparenzgesetz verbietet eine unmittelbare oder mittelbare Entgeltbenachteiligung wegen des Geschlechts. Im Profifußball wird jedoch häufig argumentiert, dass im Frauenfußball weniger Geld umgesetzt wird, was geringere Gehälter rechtfertigt. Diese Argumentation ist jedoch an das Geschlecht gebunden und stellt somit eine verdeckte unmittelbare Benachteiligung dar.
Ausblick und praktische Herausforderungen
Spielerinnen haben grundsätzlich einen Anspruch auf gleiches Entgelt wie ihre männlichen Kollegen. Die Umsetzung der Entgelttransparenz-Richtlinie (EU) 2023/970 wird die Durchsetzung dieses Grundsatzes weiter verschärfen. Dennoch stellt die Anpassung der Entgelthöhe eine praktische Herausforderung dar, insbesondere angesichts der finanziellen Situation vieler Klubs.
Deine Meinung ist gefragt! Wie stehst du zu diesem Thema? Sollten die Fußballfrauen einen Anspruch auf gleiche Bezahlung haben? Sollte im Profisport dasselbe gelten wie im allgemeinen Arbeitsverhältnis? Schreib mir gerne deine Meinung!
Wenn du Fragen zu diesem oder anderen Themen hast, erreichst du uns unter info@kanzlei-wulf.de oder über Social Media – Instagram oder Facebook.
Schau dir gern auch unser aktuelles Youtube Video dazu an: